Heeresbergführerlehrgang DEU/AUT Sommerteil
Eine Reportage von Olt
LAMPRECHT Peter
Die Einstiegsüberprüfung
Es ist Montag der 6. Juni 2016. Um
10:00 Uhr betritt Mjr EGELE
Philipp den Lehrsaal 7 des Gebirgskampfzentrum (GebKpfZ)
in Saalfelden und schaut in die Gesichter von 35 jungen Soldaten und einer
Soldatin. Sie alle stellen sich der Aufnahmeprüfung für den
Heeresbergführerlehrgang (HBFLG) 2016/17 welcher zum
zweiten Mal als gemeinsamer Lehrgang der Bundeswehr (Bw)
und dem Österreichischen Bundesheer (ÖBH)
durchgeführt wird. Gespannt lauschen sie den Ausführungen ihres
Lehrgangskommandanten: „… Strecke von ca. 5 km mit 12 kg Gepäck und ca. 700
Höhenmetern zu absolvieren! Wer unter 59:59 Minuten durch das Ziel kommt, wird
aufgenommen!“
Nach der Einweisung in die
Einstiegsüberprüfung werden Alpingerät ausgefasst, Steigeisen anprobiert und
der Zustand der militärischen Schi überprüft. Danach
sammeln sich die Aspiranten in der Kletterhalle der Wallnerkaserne zu einer
Sichtung des persönlichen Kletterkönnens. Es sind drei Kletterrouten bis zum
Schwierigkeitsgrad UIAA 5+ zu klettern. Diese werden
per Los zugeteilt und sind im Vorstieg zu klettern.
Mit Argusaugen beobachten die deutschen und österreichischen Ausbilder jeden einzelnen Bewerber.
Abschließend bleibt noch Zeit, die Wettkampfstrecke für den Konditionstest zu
besichtigen. Voller Spannung warten nun alle auf den Beginn der
Einstiegsüberprüfung.
Am Dienstag ist es dann so weit. Der Lehrgang verlegt in den Ausbildungsklettergarten des ÖBH. Dieses Mal scharen sich auch zahlreiche Vorgesetzte, Kommandanten und Pressevertreter vor Ort. Sie alle wollen wissen, was ein HBF-Anwärter so leisten muss. Nun werden die schweren Profilschuhe fest geschnürt, denn mit diesen müssen drei Kletterrouten im alpinem Gelände mit unterschiedlichem Charakter vorgestiegen werden: eine „normale“ Route mit Platten, Risse und Verschneidungen, eine Route durch einen Kamin sowie eine Route, welche technisch geklettert wird. Dabei darf man alle Hilfsmittel anwenden wie zum Beispiel eingehängte Reepschnüre oder Expressschlingen. Hier zeigte sich schon deutlich, wer mit alpiner Kletterei noch nicht viel zu tun hatte. Doch es bleibt keine Zeit zum Grübeln, denn im Lehrsaal 7 sind schon die Papierbögen der Theorieprüfung fein säuberlich aufgelegt. Genau 50 Minuten später werden auch schon alle Stifte abgelegt. Der erste Prüfungstag ist somit absolviert.
Der Mittwoch beginnt um 05:00 Uhr mit
der Standeskontrolle. Verschlafen steigen anschließend alle in den Bus der sie
zu den Hintertuxer Gletscherbahnen bringt. Nach der
Bergfahrt und einem kurzen Einfahren werden drei Prüfungsfahrten absolviert.
Nebel und schwere Schneeverhältnisse machen die Schwünge zu einer großen
Herausforderung. Der Rucksack am Rücken erschwert die Fahrt zusätzlich. Das
Wetter verschlechtert sich zunehmend. Doch der HBF
muss in der Lage sein, seinen Auftrag bei jeder Witterung durchführen zu
können. Daher wird mit der Prüfung, dem Mixed-Eis-Parcour,
bei dem das Gehen und Klettern im kombinierten, teilweise vereisten Gelände
gefordert wird, fortgefahren. Plötzlich ein Steinschlag: „Stein!“ kommt es aus
dem Nebel von oben gerufen. Alle drücken ihre Körper zur Felswand. „Noch einmal
gut gegangen!“, sagt einer der Betroffenen und konzentriert sich auf seinen
nächsten Schritt. Am Ende des Tages kommen alle Teilnehmer wohlbehalten im Tal
wieder an. Während der langen Rückfahrt ist es sehr leise im Bus.
Es ist Donnerstag, der dritte und letze Prüfungstag und es wartet wohl die härteste Prüfung
dieser Woche auf die HBF-Anwärter, der
Konditionstest. Zu Fuß und bereits aufgewärmt, erreichen alle Teilnehmer den
Start. Die letzen Fotografen und Kamerateams
positionieren sich an günstigen Stellen entlang der Strecke. Auch die Sanitäter
sind vor Ort. Die Spannung steigt von Minute zu Minute spürbar an. „Auf die
Plätze, fertig…los!“ Mit schnellen Schritten, teilweise laufend, bewegen sich
die Wettkämpfer ihrem Ziel, 5 km entfernt und 700 Höhenmeter weiter oben,
entgegen. Alle haben nur eines im Kopf, das Ziel unter einer Stunde zu erreichen.
Doch am Ende sollte sich das Limit für einige als zu hart herausstellen. Zum
Teil schleppen sich die abgekämpften Männer und Frauen mit letzter Kraft über
das Gatter, welches das Ziel darstellt. Anfeuerungsrufe schallen durch den
leicht regnerischen und nebeligen Tag. Die Uhr zeigt 59:32 Minuten. Wer kann es
noch schaffen? Sofort nach Erreichen des Zieles wird das Rückengepäck
überprüft. 12 kg muss es auf der Waage haben, sonst ist
die Leistung ungültig und der HBF-Anwärter
automatisch ausgeschieden. Da gehen die Teilnehmer lieber auf Nummer sicher.
Nach einer kurzen Verschnaufpause versammelt Mjr
Philipp EGELE die Wettkämpfer um sich und gibt die
Tagesbestzeit von 43:56 Minuten bekannt. Er gratuliert zu den gezeigten
Leistungen und lässt in die Kaserne abrücken.
Nach der Sitzung der
Prüfungskommission erfahren alle HBF-Anwärter ihr Prüfungsergebnis.
Am Ende erhalten 30 der 36 Prüflinge einen Lehrgangsplatz. Darunter befinden
sich 10 österreichische, 16 deutsche, 2 britische und 2 schwedische Soldaten.
Sie sind somit Teil des nun beginnenden HBFLG DEU/AUT 2016/17.
Der Felsteil
Schon am Freitag, gleich nach der
überstandenen Aufnahmeprüfung, fassen die Teilnehmer des HBFLG
zusätzliches Gerät aus: Felshammer mit Hakensatz, Steigleiter, Steigklemme, Halbseile,
Bohrer uvm. Doch zu Beginn des Felsteiles wird die
Masse des Gerätes erstmal im Spind verstaut. Zunächst werden die HBF-Anwärter von der Pike auf im Felsklettern geschult.
Diese Ausbildung wird Raum Saalfelden, dem Basisstützpunkt für alle Ausbildungen
dieses Lehrganges, gemacht und umfasst die verschiedenen Arten des
Standplatzbaus, Sicherungsmöglichkeiten sowie Kletter- und Seiltechniken. In
zahlreichen Unterrichtsstunden wird auch die Sicherungstheorie, Materialkunde
und Erste Hilfe gelehrt.
Nach dieser zweiwöchigen
Basisausbildung verlegt der gesamte Lehrgang Ende Juni in das Gebiet des Wilden
Kaiser. Mit dem Stripsenjochhaus auf 1580 m befindet
man sich im idealen Gelände um das alpine Klettern zu schulen. Im Angesicht der
steilen Wände des Predigtstuhls (2116 m), Totenkirchels
(2190 m) und der Fleischbank (2186 m) zieht es einem schon mal kalt über den
Rücken. Die ausgezeichnete Versorgung durch die Hüttenbelegschaft ist mit ein Grund für die außerordentlich gute Lehrgangsstimmung.
Das gute Wetter schafft gleich zu Beginn ideale Verhältnisse für die ersten
Führungstouren. Alle können jetzt viel von den Ausbildern lernen. Schon bald
ist jedoch klar, dass nicht alle den Sprung vom Klettergarten in die alpine
Kletterei schaffen würden. Einige dieser Kameraden müssen den Lehrgang deshalb
frühzeitig verlassen und bekommen die Chance sich für den nächsten Lehrgang
ideal vorzubereiten. Nach zwei intensiven Ausbildungswochen ohne Pause,
verlegen die HBF-Anwärter nach Saalfelden zurück und
werden für eine Woche zur Regeneration entlassen.
Frisch gestärkt geht es mit neuem Elan
Mitte Juni nach Südtirol. Rund um das Grödner Joch und Sellajoch
wachsen gewaltige Wände aus den grünen Wiesen, die oftmals mit kurzem Zustieg
gewaltige Alpintouren erlauben. Während an den Sellatürmen
und am Piz Ciavazes sonnige Genussklettereien zu
finden sind, gibts östlich und westlich davon am Langkofel und an der 800 m Wand der Pordoispitze
richtig lange Alpinrouten. In Wolkenstein bezieht der HBFLG
seine Unterkunft und trifft alle Vorbereitungen für die bevorstehende
Felsprüfung. Die Lehrgangsteilnehmer (LGTn)
schlüsseln das Gelände auf, bereiten Geländeeinweisungen vor und führen die
Marschplanung für ihre Prüfungstouren durch. Gefordert ist
nicht nur das Führen im oberen fünften Schwierigkeitsgrad, sondern auch das
Absichern der oft nur rudimentär gesicherten Routen sowie das Orientieren in
der Wand. So mancher der angehenden Bergführer wird dabei an seine mentale
Grenze geführt. Diese Ausbildung ist auch mit vielen Risiken verbunden und so
bleibt auch dieser Lehrgang nicht ohne Vorkommnisse. Ein österreichischer
Teilnehmer verletzt sich nach einem Vorsteigersturz
in der Südostwand des Sas Ciampac und wird mit dem Rettungshubschrauber
in das Krankenhaus Bozen geflogen, wo er noch am selben Tag operiert wird.
Glücklicherweise ist er bereits am Weg der Besserung und wird bald schon wieder
vollständig genesen sein. Das Risiko ist jedem bewusst und es wird zum ständigen
Begleiter der jungen Alpinisten. Sie lernen damit umzugehen und die
größtmögliche Sicherheit für die ihnen anvertrauten Geführten zu ermöglichen.
Die Prüfung selbst besteht aus zwei
Prüfungstouren sowie einem Stationsbetrieb. Hierbei werden Seiltechniken wie
das Einmann-Bergeverfahren, das Rückzugsverfahren und die Lose-Rolle geprüft.
Eine Station widmet sich der erweiterten Ersten-Hilfe von verunglückten
Personen, welche durch die HBF-Anwärter versorgt
werden müssen. Eines war allen Prüflingen klar: Wer diesen Prüfungsteil positiv
besteht, der hat eine große und vielleicht auch die wichtigste Hürde seiner HBF-Ausbildung geschafft. Am Ende können 24 HBF-Anwärter mit einem positivem Ergebnis
in den wohlverdienten zweiwöchigen
Urlaub geschickt werden.
Der Eisteil
Nach der zweiwöchigen Pause, die
sowohl die HBF-Anwärter, als auch die Ausbilder zu
neuen Kräften verholfen hat, verlegt der Lehrgang Mitte August auf die Oberwalderhütte in der Großglocknergruppe. Auf knapp 3000 m
ist der Ausbildungsstützpunkt ideal für die Akklimatisierung und die
Eisbasisausbildung. Die LGTn werden im Gehen und
Klettern in Eisflanken geschult und retten sich und ihre Kameraden aus
Gletscherspalten. Dabei wird bereits die Prüfung „Kameradenrettung aus der
Spalte“ abgenommen, um sich mehr Zeit für die Folgeausbildung zu verschaffen.
Wiederum ist man auf der Hütte um das Wohlergehen des HBFLG
sehr bemüht und scheut keine Mühen. Die zufriedenen Gäste danken dies mit
einigen schönen Soldatenliedern nach altem Brauch und zünftiger
Ziehharmonikamusik. Nun ist die Basis geschaffen, und es freuen sich alle auf
den Höhepunkt des Sommerteils.
Am 29. August bricht ein Konvoi von Bw und ÖBH Fahrzeugen von
Saalfelden Richtung Chamonix in Frankreich auf. Nach zehnstündiger Autofahrt
erreicht der Lehrgang seinen neuen Ausbildungsstützpunkt, die ENSA (École Nationale de Ski et d’Alpinisme). In gewohnter Art und Weise bereiten
sich alle auf die bevorstehenden Prüfungen vor. Das gute Wetter, das zu dem
Zeitpunkt in der Mont Blanc Gruppe vorherrscht, ist
ideal, um die Prüfungstouren sofort in Angriff zu nehmen. Dazu gehören die
Klassiker wie zum Beispiel der Cosmiques Grad,
Midi-Plan Grad oder das Chere Couloir auf den Mont
Blanc du Tacul (4248). Zu den absoluten Highlights
aber zählt bestimmt die Überschreitung des Mont Blanc
(4810 m), die sogenannte Royal traverse, die Besteigung des Dent du Géant (4013 m), des Aiguille du
Chardonnet (3824 m) oder
des Mont Maudit (4465 m) über
den Kuffnergrat. Aufgrund der warmen Temperaturen
besteht jedoch hohe Fels- und Eissturzgefahr, sodann die Tourengruppen immer
wieder in gefährliche Situationen geraten. Ein HBF-Anwärter,
der durch einen Steinschlag getroffen wird, muss durch den Rettungshubschrauber
zur medizinischen Abklärung in das Spittal geflogen
werden. Glücklicherweise kann er am selben Tag wieder entlassen werden. Weniger
Glück hat eine italienische Bergsteigergruppe am Zustieg zum Mont Blanc, dem höchsten Gipfel der Alpen. Ein Alpinist
wird nach einem Seilschaftssturz, bei dem mehrere
Personen mitgerissen werden, unbestimmten Grades verletzt. Eine
Ausbildungsgruppe von angehenden Bergführern eilt herbei und leistet
professionelle Erste-Hilfe bis der Notarzthubschrauber eintrifft. Dies zeigt,
wie wichtig eine gediegene Sanitätsausbildung für Bergführer ist.
Mit dem Einzug einer
Schlechtwetterfront ist auch die Zeit der Gipfelbesteigungen vorbei und alles
konzentriert sich auf die bevorstehende Prüfung am Gletscher. Es wird ein
Lehrauftritt abverlangt, der zeigen soll, dass die HBF-Anwärter
in der Lage sind, die verschiedenen Ausbildungsthemen in Theorie und Praxis,
methodisch richtig, zu lehren. Außerdem müssen sich die Teilnehmer selbst aus
einer Gletscherspalte bergen können. Weiters ist ein
Eisparcour mit Steigeisen und Pickel zu überwinden. Dabei sollen die
verschiedenen Techniken zur Anwendung gebracht werden. Im senkrechten Eis muss
mit Steileisgeräten vorgestiegen und dabei Zwischensicherungen mittels
Eisschrauben gesetzt werden. Nach zwei intensiven Wochen wird sämtliches Gerät
nachbereitet und wieder verladen. Alle freuen sich auf ein erholsames
Wochenende zu Hause im Kreise ihrer Liebsten.
Der Sicherungsanlagenbau
So schnell kann ein Wochenende
vergehen. Es ist Mitte September und es versammeln sich alle Teilnehmer,
verladen wieder hunderte Kilogramm Gepäck und Ausrüstung auf den Fahrzeugen, um
gleich darauf Richtung Mittenwald in Deutschland aufzubrechen. Dort, an der
Gebirgs- und Winterkampfschule der Bw, erfolgt
nämlich die Ausbildung zum Sicherungsanlagenbauer. Direkt im Umfeld der Karwendelkaserne ragen hohe Wände empor, getrennt durch
steile Schluchten. Ein perfekter Ort, um schwieriges Gelände für die Truppe
mittels Seilgeländer, Seilbrücken und Seilbahnen gangbar zu machen. Dabei muss
der HBF-Anwärter die auftretenden Belastungen auf das
jeweilige System abschätzen und entsprechend dimensionierte Verankerungen
herstellen können. Es steht ihm eine Vielzahl an Gerät zur Verfügung, welches
er mit Sorgfalt zum Einsatz zu bringen hat. Hier wird nun die Basis dafür
geschafften, dass diese Techniken im Rahmen eines militärischen Szenarios zur
Anwendung gebracht werden können. Dies sollte dann praktisch bei der
Gebirgskampfausbildung erfolgen.
Der Bergrettungslehrgang
Dieser Lehrgang findet für weitere
zwei Wochen an der Gebirgs- und Winterkampfschule in Mittenwald statt. Der
Ausbildungsschwerpunkt liegt beim Erlernen der verschiedenen Rettungstechniken.
Dazu zählt zum Beispiel das Flaschenzugsystem oder die im ÖBH
eingeführte Faserseilwinde. Mit langen Statikseilen
kann so ein Retter zur verunglückten Person abgelassen und bis zu 400 m nach
oben oder unten geborgen werden. Zur Rettung aus Schluchten wird durch die HBF-Anwärter ein Kransystem errichtet. Dies hat den
Vorteil, dass das Bergeseil ohne Wandkontakt nach unten geführt wird und so
scharfe Kanten und Steinschlag vermieden werden können. Es werden mehrere realistische
Szenarien eingespielt. Die Lerhgangsteilnehemer
müssen dann gemeinsam als Rettungsmannschaft die Situation erfassen, eine
Einsatzplanung und schlussendlich die Rettungsaktion durchführen. Dabei ist
immer ein Einsatzleiter bzw. Unfallplatzkommandant bestimmt, welcher mit der
Führung beauftragt ist. Dabei ist entschlossenes, strukturiertes und vor allem
rasches Handeln von besonderer Bedeutung.
Zwischendurch müssen dann noch die
schriftlichen Theorieprüfungen absolviert werden. Dabei wird das persönlich
Wissen über Wetter, Materialkunde und Erste-Hilfe abgefragt. Im Anschluss
erhalten die jungen HBF-Anwärter durch den Lehrgangsarzt
der Bw noch eine Einweisung in das Legen von
intravenösen Zugängen. Dies stellt im Rahmen der Ersten-Hilfe eine wesentliche
Maßnahme zur Erhaltung der Vitalfunktionen dar. Der fertige HBF
soll in der Lage sein, einen Notarzt bei seinen Tätigkeiten zu unterstützen, da
er oft der einzige Helfer vor Ort ist. Was für einige Angehörige der
Spezialeinsatzkräfte schon lange Standard ist, ist für viele der Anwärter
interessantes Neuland.
Gegen Ende des intensiven
Bergrettungslehrganges und einigen schwierigen Übungsszenarien bei Tag und bei
Nacht, muss jedoch festgestellt werden, dass aufgrund der großen Lehrgangstärke
nicht alle Ausbildungsziele vollständig erreicht werden können. Darauf hin kommt es zu einer Neubeurteilung welche zum Schluss führt, dass
die Abschlussprüfung in der Bergrettung auf einen späteren Zeitpunkt verlegt
werden muss. So haben die HBF-Anwärter noch etwas
Zeit zum Üben.
Der Gebirgskampflehrgang
Ist der HBF
auch Gebirgskämpfer? Natürlich kann auch ein Bergführer in Gefechtshandlungen
unmittelbar verwickelt werden. In der Regel wird man aber versuchen dies zu
vermeiden. Der HBF ist ein „force multiplier" und sollte mit Sorgfalt
eingesetzt werden. Deshalb ist es nicht Ziel, das eigenen
gefechtsmäßige Verhalten zu schulen, sondern viel mehr die eigentlichen
Aufgaben eines HBF in einem Gebirgskampfszenario zu
schulen. Darunter fällt vor allem das Beraten des
Kommandanten und das Mitwirken im Planungsverfahren. Dazu wird die Lage „Highland“ angespielt, welche als Grundlage aller Handlungen
bis auf die gefechtstechnische Ebene dient.
Das Schwergewicht der Ausbildung liegt
beim Begehbarmachen von schwierigen Geländeabschnitten für die Truppe. Dazu
verlegt der HBFLG auf den Truppenübungsplatz
Hochfilzen in Tirol. Dort kommen alle Inhalte des Sicherungsanlagenbaus
praktisch zur Anwendung, wobei nun die entsprechende Feindlage zu
berücksichtigen ist. Gefechtsmäßig und unter Eigensicherung werden hunderte
Meter Seilgeländer entlang von Versorgungswegen oder in die Stellungen der
Feuerunterstützungselemente gebaut. Die Fülltruppe für die Übung wird durch die
Ausbildungskompanie des GebKpfZ in Saalfelden
gestellt. Diese wird durch die Bergführertrupps sicher durch das schwierige
Gelände geführt.
Abgerundet wird das
Ausbildungsvorhaben mit einem anspruchsvollen Winkelschießen auf weite
Distanzen bis zu 400 m. Dabei wird während des Abseilens und am Seilgeländer
hängend geschossen. Dies erfordert das gezielte Schießen aus ungewohnter
Körperposition, eine interessante Erfahrung selbst für die Angehörigen der
Spezialeinsatzkräfte.
Zum Abschluss wird die aufgeschobene
Bergrettungsprüfung durchgeführt. Dabei haben die HBF-Anwärter
drei Stationen zu bewältigen. Zum einen muss eine Faserseilwinde entsprechend
bedient und eine Seilverlängerung durchgeführt werden. Die zweite Station ist
ein Fehlerparcour. Die Prüflinge haben den Auftrag,
die bereits angebrachten Verankerungen zu überprüfen und vorhandene Fehler
festzustellen. Die letzte Prüfungsstation umfasst das Errichten eines
Kransystems. Nach bestandener Prüfung steht nun noch der letze
Ausbildungsabschnitt bevor.
Die Flugretterausbildung
Zum letzen
Abschnitt des Sommerteiles verlegt der HBFLG am 17.
Oktober direkt zum Hubschrauberstützpunkt in Aigen im
Ennstal. Nach dem Vertrautmachen mit den Sicherheitsbestimmungen
vor Ort und an den verschiedenen Hubschraubertypen beginnt auch schon die
praktische Ausbildung. Zunächst erlernen die HBF-Anwärter
das Transportieren von Personen an der Winde bzw. von Gerät als Außenlast.
Wichtig ist dabei das Zusammenspiel des Piloten, des Technikers sowie des
Flugretters, der Teil der Crew ist. Dabei wird die Kommunikation untereinander
mittels Funk und bei dessen Ausfall mit Handzeichen geschult.
In weiterer Folge wird das Retten von
Verunfallten mittels Seilwindenbergung in einem Bergesack im absturzgefährdeten
Gelände geübt. Nach Eintreffen des Notrufes steigt der Hubschrauber samt
Rettungsmannschaft auf und fliegt zum Einsatzort. Der Heeresflugretter wird
dort abgesetzt und bereitet den Verunglückten für den Abtransport vor. Dabei
ist dieser mittels einer lösbaren Verankerung fixiert, um ein weiteres
Abstürzen zu verhindern. Ist der Verunglückte transportfähig, kommt der
Hubschrauber und windet das Paket samt Flugretter wieder auf. Dabei ist der
Zeitpunkt entscheidend, zu welchem der Flugretter sich und den Verletzten in
die Winde einhängt, jedoch noch mit dem Untergrund verbunden ist. Da niemals
eine fixe Verbindung zwischen Hubschrauber und Boden bestehen darf, ist diese
Verankerung lösbar angebracht. Dieser komplexe und sicherheitsrelevante Ablauf
muss entsprechend geübt werden.
Aufgrund der schlechten
Wetterverhältnisse und dem Umstand, dass trotz aller Bemühungen zu wenige
Hubschrauber vor Ort zur Verfügung stehen, kann die Flugretterausbildung
am Ende nicht vollständig abgeschlossen werden. Die fehlenden Flugstunden
werden nach einer Neubeurteilung wohl im kommenden Winterteil nachgeholt
werden. Eine theoretische Überprüfung bringt diese letzte Ausbildungswoche zu
Ende. Nun muss noch das gesamte Gerät nach Saalfelden gebracht, nachbereitet
und rückorganisiert werden. Ein langwieriger Prozess bei der Menge an Gerät.
Doch auch der letzte Tag des
Sommerlehrganges geht irgendwann dem Ende zu. Nach Verleihung der
Abschlusszeugnisse verlassen 24 HBF-Anwärter glücklich
den Lehrsaal 7 in Saalfelden. Sie alle sind stolz darauf, den Sommerblock
positiv und gesund überstanden zu haben. Zufrieden mit der eigenen Leistung,
aber müde von den intensiven 20 Ausbildungswochen, die nun hinter ihnen liegen,
verabschieden sie sich mit einem „Berg Heil“.
Am 09.Januar
2017 werden sie sich wieder in Saalfelden treffen - voll motiviert, in bester
körperlicher Verfassung und mit neuem Tatendrang - für den Winterteil des HBFLG.