In der September-Ausgabe des deutschen Magazins „Klettern“
wurde eine (subjektive) Auswahl von 100 faszinierenden Klettergebieten
rund um den Globus vorgestellt. Ein exotisches Klettergebiet ist
sicherlich Kuba und ich möchte meine Eindrücke vom Besuch
dieses Gebietes im April 2003 kurz weitergeben. Während unseres
dreiwöchigen Aufenthalts in Kuba haben wir Anabel’s Mutter
und das Tauchrevier im Suedwesten der Insel „Maria la Gorda“
(„Maria, die Dicke“) besucht, sowie einige Tage in Vinales
mit Klettern verbracht. Wer immer Kuba besuchen will, kann Karten,
Reisefuehrer, Tipps, etc. jederzeit von uns haben. Es ist möglich,
aber nicht lohnend, Kuba einzig wegen eines Kletterurlaubes zu besuchen.
Dazu bietet Kuba zu viele andere interessante Gegebenheiten. Derzeit
beschraenkt sich Klettern noch auf das Gebiet um Vinales.
Land
und Leute
Seit 1959 ist Kuba eine kommunistische Diktatur unter Fidel Castro,
der damit wohl der laengst-amtierende Diktator weltweit ist. Die
weitgehende wirtschaftliche Isolation Kubas durch Druck der USA
wurde durch die Unterstützung der damaligen UdSSR und in Folge
der Warschauer Pakt-Staaten (insbesondere der DDR) weitgehend kompensiert
– dies seit Mitte der 60-Jahre. Durch die politischen Umwälzungen
in den 90-er Jahren in der ehemaligen UdSSR und Osteuropa sind die
Wirtschaftshilfen weggefallen - die Demokratisierungsbewegungen
zu dieser Zeit wurden von Castro unterdrückt, wenngleich es
ein „zahnloses“ Gegenstück zur Perestroika, die
so genannte „Rectificacion“ (Fehlerkorrektur) gibt,
volkstuemlich auch Castroika genannt.
Der Tourismus ist seit langem Devisenbringer Nr. 1 und wird entsprechend
gepflegt. Als Tourist hat man allen Grund, sich in Kuba wohlzufuehlen:
der spanisch-afrikanischen Mischbevoelkerung merkt man den harten
wirtschaftlichen Kampf ums tägliche Brot erstmal nicht gleich
an – die Lebensfreude ist genauso gross wie die Gastfreundschaft,
das Klima ganzjaehrig mild ohne grosse Temperaturspruenge, einsame
Straende gibt’s auch usw.
Klettern
Das Klettergebiet um Vinales wurde 1999 eingerichtet. Dementsprechend
handelt sich durchwegs um moderne, gut bis sehr gut gesicherte Sportkletterrouten.
Manchmal muss man allerdings einige Meter Gestruepp zum Einstieg
ueberwinden, die Routen selbst sind dann alle geputzt. Ueblicherweise
wird ueber die Routen abgeseilt. Insgesamt sind uns damals nicht
mehr als eine Handvoll Kletterer begegnet. Zum Klettern eignen sich
temperaturmaessig vor allem die Monate Dez – April.
Wir haben unsere Informationen zum Klettern damals ausschliesslich
uebers Internet bezogen (http://www.cubaclimbing.com), vmtl. gibt
es nach wie vor keinen gedruckten Kletterfuehrer. Aber die einheimische
Kletterszene wird groesser, obwohl es an jeglicher Kletterausruestung
(Seile, Bohrhaken, Gurte, etc.) mangelt.
Fauna und Flora bei den Zustiegen sind vielfältig und ueberwiegend
harmlos – es gibt z. B. keine Giftschlangen auf Kuba (die
eine oder andere zweibeinige kann einem schon mal unterkommen).
Bei einzelnen Kletterfelsen sollen sich damals Inspektoren der Regierung
aufgehalten haben, die hier eine weitere (geringe) Einnahmequelle
an Devisen sehen – wir sind diesen Inspektoren aber nie begegnet.
Unser
Transportmittel damals – ein Mietwagen kostet zwischen 50
und 60$ taegich – wir konnten das Auto von einem Bekannten
ausborgen. Hinweisschilder sind spärlich, die meisten Kubaner
besitzen ja keine Autos, sondern fahren mit LKWs (Busse gibt’s
vorrangig fuer Touristen), deren Fahrer verpflichtet sind, die an
Kreuzungen stehenden Arbeiter bei leerer Ladefläche mitzunehmen.
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Vinales,
das Hauptanbaugebiet von Tabak, mit den sichtbaren Kletterfelsen
im Mogote Valley.
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Teils
sehr rauer Kalk , wir kletterten mit 60m Zwillingsseil. Die Routen
sind meist gut mit Markenbohrhaken abgesichert.
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Zwei
Bilder aus einer der bekanntesten moderaten Routen (5.10b/c), die
3 SL Tour Guao, Guano y Espina in der Cuba Libre Wall.
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Die
Cueva de la Vaca mit kurzen, athletischen Klettereien.
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Sonnenuntergang
im Taucherparadies Maria la Gorda im Suedwesten der Insel. Auch
hier hochmoderne Leihausruestung, wie ueblich nur fuer Touristen
vorgesehen, fuer Durchschnittskubaner gesperrt.
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Varadero,
der weltberühmte, ca 10 km lange Touristenstrand nahe Havanna,
bei stürmischen Wetter.
Wolfgang
W. |